Ende 2011 führte der
ÖBM eine Erhebung zur beruflichen Situation von MusiktherapeutInnen in Österreich durch. Sie finden hier eine
Zusammenfassung der Ergebnisse; der gesamte Bericht steht für
ÖBM-Mitglieder im geschützten
Mitgliederbereich der
ÖBM-Webseite zum Download bereit und kann
auf Anfrage gerne zugesendet werden.
Zur beruflichen Situation von MusiktherapeutInnen in Österreich –
Ergebnisse einer Erhebung
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April 2012
Ende 2011, also mehr als zwei Jahre nach Inkrafttreten des Musiktherapiegesetzes (MuthG; Bundesgesetz über die berufsmäßige Ausübung der Musiktherapie,
BGBl. I Nr. 93/2008) am 1. Juli 2009, ergab sich erstmalig in Österreich die Situation, dass alle zur Berufsausübung berechtigten MusiktherapeutInnen durch die verpflichtende Eintragung in die Musiktherapeutenliste des Bundesministeriums für Gesundheit erfasst waren. Der Österreichische Berufsverband der MusiktherapeutInnen (
ÖBM) nutzte diesen Umstand zur Durchführung der vorliegenden Erhebung, um
aktuelle und verlässliche Daten über die Berufstätigkeit von MusiktherapeutInnen in Österreich zu erhalten. Damit wird dieser Gesundheitsberuf transparenter und auch für öffentliche Institutionen eine berechenbare Größe. Weiters werden durch den Vergleich mit früheren Erhebungen Tendenzen und Veränderungen im Berufsfeld sichtbar und zukünftige Entwicklungen besser einschätzbar.
Die Entwicklung der letzten Dekade zeigt ein
zahlenmäßiges Wachstum der Berufsgruppe von ca. 185 im Jahr 2002 auf mehr als 250 berufsberechtigte MusiktherapeutInnen im April 2012. Da sich in den letzten Jahren die Zahl der Ausbildungsstätten auf drei erhöht hat (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien,
IMC Fachhochschule Krems, Universität für Musik und darstellende Kunst Graz), ist künftig ein noch stärkerer Anstieg der Anzahl berufstätiger MusiktherapeutInnen zu erwarten.
Die
musiktherapeutische Versorgung verteilt sich allmählich gleichmäßiger auf das gesamte Bundesgebiet, d.h. die Konzentration der Versorgung auf die Bundesländer Wien und Niederösterreich nimmt zugunsten anderer Bundesländer ab. Im Jahr 2000 entfielen auf Wien und Niederösterreich mehr als achtzig Prozent aller musiktherapeutischen Beschäftigungsverhältnisse Österreichs, im Jahr 2007 waren es noch drei Viertel, aktuell
sind es knapp zwei Drittel.
Aktuell ist etwas weniger als ein Viertel der Berufstätigen männlich.
Die Art der Berufsausübung hat sich gegenüber früheren Erhebungen nur geringfügig verändert.
MusiktherapeutInnen sind überwiegend teilzeitbeschäftigt, im Durchschnitt 25,2 Wochenstunden. Der größte Anteil der Berufstätigen (48,0%) hat
mehrere Beschäftigungsverhältnisse; ein gutes Drittel (35,2%) arbeitet ausschließlich im Angestelltenverhältnis, 16,8% sind ausschließlich selbstständig oder in Freiem Dienstvertrag tätig. Ein Anstieg der Selbstständigkeit lässt sich aus den Erhebungsergebnissen nicht ablesen; die Ursache dafür dürfte in dem Umstand liegen, dass Musiktherapie durch Sozialversicherungsträger nach wie vor nicht finanziert oder
mitfinanziert wird.
Die Erhebung zeigt die Positionierung der Musiktherapie im österreichischen Gesundheitswesen als neuer Gesundheitsberuf auf. Die
Schwerpunkte der Tätigkeit liegen derzeit in der Behandlung von
Menschen mit psychischen Erkrankungen, in der Behandlung von
Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungs‐ und Verhaltensauffälligkeiten sowie in der Behandlung von
Menschen mit geistiger Behinderung. Abzulesen ist, dass sich Arbeitsfelder für Musiktherapie erweitern, besonders deutlich in der musiktherapeutischen Versorgung von alten Menschen (aktuell 10,7% aller ausgewerteten Beschäftigungsverhältnisse).
Die Ergebnisse dieser Erhebung zeigen, in welchem Ausmaß Musiktherapie mit ihren spezifischen Behandlungsmöglichkeiten
im österreichischen Gesundheitswesen verankert ist. Darüber hinaus wird deutlich, dass in weiten Teilen Österreichs – insbesondere im Vergleich mit anderen Gesundheitsberufen – noch von
musiktherapeutischen Versorgungsdefiziten ausgegangen werden muss. Perspektiven für die berufliche Situation von MusiktherapeutInnen bestehen neben vermehrten Angeboten in allen Bundesländern auch in der Erweiterung von Zielgruppen für Musiktherapie.