Relevante Vorgehensweisen aus der Atemtherapie werden in die Musiktherapie transferiert und umgekehrt. So entstehen wirkungsvolle Kombinationen, die in beiden Therapieformen zur Anwendung kommen können. In der rezeptiven Musiktherapie sind sie unerlässlich, will man den Zugang auch zu frühesten und grundlegendsten Erfahrungen des Menschen ermöglichen.
In dieser Persönlichkeitsschicht ist das ursprüngliche Erleben gleichzeitig körperlicher und akustischer Natur, ein Zusammenwirken und Zusammenschwingen von Körper- und Klang-Erfahrung, von haptisch-taktilen und akustischen Reizen, von Tastsinn und Gehörssinn, von Körperhaltung und Hören, vor und jenseits von Sprache. Um in diesem Fall korrigierende Neuerfahrungen im therapeutischen Sinne zu ermöglichen, gilt es, Anschluss zu finden an diese Zeiträume und entsprechende innere Prozesses zu dynamisieren.
Von hoher therapeutischer Relevanz ist, dass Körperbewusstsein und Achtsamkeit für den Atem das Unbewusste mit dem Bewussten verbinden. Dies intensiviert auch die akustische Wahrnehmung. Der Körper als Ort der Stimme ist das primäre Instrument, ermöglicht Spiele mit der Stimme, ihr absichtsloses oder auch gezieltes experimentelles Erforschen. Auch auf Instrumenten kann dieses nonverbale Erleben in Form von Improvisationen ausgedrückt werden, denn nur Rezeption, nur Ein-Drücke - das wäre nicht gut für die Psychohygiene.
Methodisch zusammengefasst lässt sich diese Praxeologie so darstellen:
Körperwahrnehmung und Atemarbeit sammelt die Aufmerksamkeit, weckt und intensiviert die Empfindungsfähigkeit und eröffnet einen fließenden Wandlungsprozess.
Rezeptionen von Klängen, Rhythmen, Musik verdichten, vertiefen und spezifizieren den Zustand, der durch die Körper- und Atemwahrnehmung bewirkt wird.
Freie Improvisationen mit einfachen Instrumenten, Stimme, Bewegung und Tanz, bieten immer wieder auch Gelegenheit zu Ausdruck und Kommunikation auf der nonverbalen Ebene und können dadurch Brücken schlagen zwischen dem Unsagbaren des inneren Erlebens und der zwischenmenschlichen Wirklichkeit.
Gemeinsame Veröffentlichungen dazu:
- Körper - Atem - Musik. Therapie und verändertes Bewusstsein. Beides in: Dittrich, Hofmann & Leuner: Welten des Bewusstseins. Bd. IV: Bedeutung für die Psychotherapie. VWB Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin 1994
- Musiktherapie- und Atemtherapie im Zusammenwirken. Einblicke in die praktische Arbeit mit Gruppen. Information AFA, Heft 3, 1995, S. 24 - 28
- Atem- und Musiktherapie im Zusammenwirken. In: Musik-, Tanz- und Kunsttherapie Göttingen 1997, 8, S. 6-68
- Körper Atem Musik. Eine ganzheitliche Methode in der nonverbalen Psychotherapie. In. Storz, D. & Oberegelsbacher, D.: Wiener Beiträge zur Musiktherapie. Band 3. Edition Präsens, Wien 2001: S.113 125
Zielgruppe: MusiktherapeutInnen, Musiktherapiestudierende
MaximalteilnehmerInnenzahl: 16 Personen
Gabriele Engert-Timmermann | Pianistin (Dipl.mus.), Atemtherapeutin (AFA), Heilpraktikerin. Lehrbeauftragte der "Berufsbegleitenden Ausbildung Musiktherapie" am Freien Musikzentrum München; Gastdozentin im Masterstudiengang Musiktherapie an der Universität Augsburg; Unterrichtstätigkeit für die MAS Klinische Musiktherapie an der Zürcher Hochschule der Künste; freie Mitarbeiterin der Klinik Lauterbacher Mühle; private Praxis in München und Wessobrunn; Veröffentlichungen.
Tonius Timmermann, Prof. Dr. rer. biol. hum. | Studium der Pädagogik (Dipl.Päd.) in Münster und Musiktherapie in Wien; Psychotherapie (HPG); Musiktherapeut in freier Praxis und Tätigkeit in Kliniken (Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik); Wiss. Mitarbeiter an der Universität Ulm, Abt. Psychotherapie, Promotion zum Dr. rer. biol. hum;
Lehraufträge an Universitäten und Hochschulen in München, Wien und Zürich; Weiterbildungen insbesondere in Atemtherapie und Systemaufstellungen;
Professor für Musiktherapie an der Universität Augsburg, Leopold-Mozart-Zentrum: Leitung des berufsbegleitenden Masterstudienganges und der Forschungsstelle Musik und Gesundheit;
seit 1983 div. Publikationen (www.timmermann-domain.de)